Am Wochenende erwartete uns ein wahres Wunderwerk der
Tierwelt.
Begrüßt wurden wir gleich von Popovs Artgenossen:
Wir sind auf die Farm gefahren, auf der Florians Eltern arbeiten, die ich dann
am Abend wie üblich beim Braai kennengelernt habe. Popov und Julian waren ja schon mal hier und durften die beiden schon kennenlernen. Sie sind gerade dabei sich
ein Haus zu bauen, welches wir uns natürlich erstmal angucken mussten. Ein
irres Haus mit viel Glas und Beton, gekrönt mit einem sichtbaren Dachstuhl, eine wunderschöne Aussicht über die
komplette Farm gab es inklusive.
Eine sehr nette und aufgeschlossene Familie hat Florian, die
uns hier wirklich so viel ermöglicht haben. Nicht nur das Auto, sondern auch
den Campingtrailer konnten wir für unsere Tour nutzen, im Haus in der Nähe von
Swakopmund schlafen und zu dem konnten wir noch an einigen Ereignissen und Touren während
unserer Zeit auf der Farm teilnehmen.
Ein wahres Wunderwerk der Namibianischen Gastfreundschaft, aber dies scheint irgendwie normal zu sein in diesem Land oder wir waren immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort und haben die Möglichkeiten genutzt.
Genau wie bei unseren Nachbarn, der Familie Ellis, die uns obwohl wir uneingeladen aufgetaucht sind noch zum Grillen eingeladen hat und noch ein Auto geliehen hat über die Zeit, also manchmal ist es wirklich nicht zu fassen, aber es ist wirklich wahr!
Kurzer Freudentaumel, aber zurück zur Farm:
Am Samstag Morgen ging es los mit der Löwenfütterung. Wir waren
in einem länglichen Haus, bei dem nach einer Seite Fenster angeordnet waren. Wir wurden erst vorgewarnt und dann kamen zwei männliche Löwen aus der weiteren Fläche und haben sich dann erstmal vor dem Haus ein bisschen profiliert. Das Brüllen geht wirklich durch Mark und Bein. Ein Röhren so tief, dass einem im ersten Moment so der Atem stockt.
Es wurde uns auch
gesagt ihnen nicht länger direkt in die Augen zu schauen um sie nicht zu
provozieren und wenn man das mal mitgemacht hat und weiß, was so ein majestätisches
Tier ausstrahlt, dann ist einem auch klar, dass man den König der Tiere nicht
reizen sollte. Zwar hatten wir noch
einen auf dem Boden gespannten Elektrozaun und eine massive Eisenklappe vor
uns, aber ich bin mir sicher, wenn der Löwe einen wirklich haben will, dann
bekommt er einen auch.
Wirklich unheimlich beeindruckend!
Danach haben wir erstmal gefrühstückt und dieses irre
Erlebnis auf uns wirken lassen. Den Mittag haben wir das nötigste erledigen
können, bevor es schon wieder mit der nächsten Tour weiter ging. Wir sind mit
einem Guide aus Deutschland Namens Gerd auf eine
Leopardentour gefahren. Es ging quer durch den Park, durch Flussbetten und
durch das tiefste Gestrüpp, immer mit dem Tracker auf der Suche nach einem
wilden Tier.
Und dann sind wir fündig geworden, es war zwar keine
Raubkatze, aber mindestens genauso aufregend. Keiner von den Besuchern vor uns
hatte bisher dieses Tier zu sehen bekommen und wir haben als erste Gruppe die
Ehre gehabt, dieses wunderschöne Tier bestaunen zu dürfen. Ein Schuppentier, so
unscheinbar sich das jetzt anhört, aber diese Tieren so unglaublich selten und
sehen aus, als wären sie noch aus der Zeit der Dinosaurier.
Und wir haben gleich die Ehre gehabt, gleich zwei davon
bestaunen zu dürfen. Danach ging die große Suche nach den Leoparden weiter. Es
schien ziemlich aussichtslos, wir sind gefühlt durch den ganze Park gefahren,
hoch auf Hügel um besseren Empfang für die Sender zu bekommen, sogar auf einen
Funkmast ist Gerd geklettert um ein Signal zu bekommen nur um dann wieder
herauszufinden, dass er die ganze Zeit auf der anderen Seite des Parks war. Es
schien wirklich aussichtslos und wir hatten die Hoffnung schon aufgegeben, noch
einen Leoparden zu sehen. Auf einem Hügel haben wir dann erstmal den
Sonnenuntergang bestaunt, ein jedes Mal wieder magisch hier in diesem Land.
Gerd erzählte, es sei wie eine Sucht einen Leoparden zu finden, jedes Mal aufs
Neue wieder eine Herausforderung und man will es einfach immer wieder schaffen.
Wir fuhren weiter, es war schon dunkel und alle mittlerweile unter Decken
abgetaucht, weil der Wind auch schon echt kalt war.
Und dann ging auf einmal alles ganz schnell. Gerd erhielt
über Funk eine Nachricht, dass in der Nähe eines Wasserlochs ein nicht
markierter Leopard gesehen worden war. Wir schossen über die Piste, durch
Flüsse und quer durchs Gestrüpp und plötzlich standen wir auf einer Lichtung.
Alles wurde leise und wir wechselten von der normalen auf
eine rote Beleuchtung, die die Tiere nicht sehen können und sie nicht stört.
Langsam näherten wir uns dem Wasserloch und sahen auf der
anderen Seite noch ein zweites Auto stehen. Und da auf einmal unter einem Baum
lag er, dieses einzigartig grazile Tier. Ein wunderschöner Leopard.
Wir konnten es nicht fassen, es hat wirklich noch geklappt.
Als die andere Gruppe weg gefahren war, fuhren wir langsam
um den Baum um eine bessere Sicht zu ergattern. Wir waren auf einmal so nah,
Julian und ich rückten auf unserer Sitzbank schon immer näher zusammen.
Und als ob dies nicht schon genug wäre passierte etwas
wirklich Unfassbares. Auf der anderen Seite des Wasserlochs näherten sich zwei
riesige Rhinozerosse. Wir konnten unseren Augen nicht trauen und man wusste
überhaupt nicht, wo man als erstes hingucken soll. Es war so ein unglaublicher
Moment diese wilden Tiere sich hier am Wasserloch begegnen zu sehen. Der Leopard wollte noch auf eines der beiden Rhinos losgehen,
ihm wurde aber relativ schnell klar gemacht, dass es keine gute Idee ist, sich
mit einem solchen Fleischberg anzulegen und er wurde auf einen Baum gejagt. Wir
fuhren immer näher heran, je näher wir kamen, desto näher kamen Julian und ich
uns auch. Fast unter dem Baum saß Julian ebenso fast auf meinem Schoß, in uns sah er wohl weniger einen mächtigen Fleischberg als einen mächtigen Berg Fleisch. Erst als der Leopard wieder vom Baum und zurück in den Busch
verschwunden war konnten wir uns wieder ein wenig beruhigen.
Wir fuhren wieder in Richtung des Camps und ich stimmte auf
der Fahrt ein paar schöne Heimatlieder an, mit „Eine Nacht auf der Heidi“ und
„Einst ging ich am Strande der Werra entlang“ durch den Busch hat wohl auch
noch keiner gemacht!
Ja, der kann einem schon mal den Tag retten und die Stimmung versüßen!
Aber zurück zum Thema:
Nach so einem
aufregenden Tag freuten wir uns alle aufs Bett, Julian lag relativ schnell auf
der Ladefläche und war im Traumland, was ihm wenig später zum Verhängnis wurde.
Alex und ich hatten noch ein bisschen den wirklich atemberaubenden
Sternenhimmel genossen und kamen dann auf die nette Idee, Julian nochmal einen
Besuch abzustatten. Auf der Farm soll nämlich ein Leopard frei rumlaufen und
diese lauernde Angst kann man sich ja zu nutze machen. Wir schlichen uns an und
stimmten mit Handzeichen ab, wann wir zuschlagen würden. Als wir ihn uns gepackt hatten ist Julian komplett eskaliert und wir sind vor lachen umgefallen,
letztendlich hat er auch mitgelacht, wir haben uns nicht mehr eingekriegt. Wir
waren sogar so laut, dass unser nächtlicher Besuch am Frühstückstisch morgens
thematisiert wurde und wir noch einmal herzlich drüber lachen mussten, Julian
hat Rache geschworen!
Am nächsten Tag haben wir alles so weit für unsere Tour
zusammen gestellt und auf den Trailer geladen. Gegen Mittag haben wir auch die
Heimreise wieder angetreten, wir mussten ja Montag alle wieder arbeiten.
In der kommenden Woche durfte ich endlich mal das machen,
wofür ich auch hier her gekommen bin. An einem wirklich irren Projekt arbeiten,
nämlich an dem Mandaladach, was Christian extra für eine Lodge gemacht hat. Sie
wollten einen Discount für seine Arbeit haben, aber anstatt seine Arbeit
günstiger zu machen, hat er ihnen als kleines Extra und natürlich auch eine
super Werbung für ihn, dieses Mandaladach geschenkt. Ein irres Projekt, was nur
aus sich verschneidenden Kreissegmenten besteht.
Meine Aufgabe war es jetzt, den inneren Kreis zu bauen. Dazu
hab ich mit einem Laser den Kreis auf einen Reissboden projeziert und dann die
einzelnen Schichten übereinander geklebt. Danach habe ich den Kreis dann aus
dem aus den geraden Teilen zusammengesetzten Kreis ausgeschnitten.
Dies hat nur
leider nicht so funktioniert, wie wir uns das vorgestellt haben, weil die
Abbundkettensäge, mit der ich den Kreis ausgeschnitten habe, nicht überall winklig geschnitten hat und so
war es teilweise konisch, Christian hat das Ergebnis nicht gefallen. Ich
hatte schon Angst bekommen, weil es mir auch schon aufgefallen war und ich ihn
schon wegen kleineren Dingen hat an die Decke gehen sehen. Ich stellte mich
also darauf ein, auf übelste zusammengestaucht zu werden... aber falsch
gedacht. Christian kam zu mir, klopfte mir auf die Schulter und sagte, dass der
heutige Tag einfach für die Tonne war, er hätte es aber genauso gemacht.
Ich hatte mich glaube selber am meisten darüber geärgert,
weil es einfach unheimlich viel Arbeit war und das einfach für nichts...
Das Gute bei Christian ist, dass er sofort die nächste
Lösung parat hatte und diese sogar noch etwas eleganter war und für mich
zusätzlich noch komplettes Neuland.
Wir segmentieren den Kreis einfach in 12 Teile und fügen sie
mit eingeklebten Gewindestangen zusammen. Das irre an der Firma ist, dass wenn
Christian einen Balkenquerschnitt brauch, dann sagt er einfach Thorsten
bescheid und teilweise noch am selben Tag liegt er ihm vor, das ist natürlich
eine unglaubliche Flexibilität, die er dadurch hat.
Und so kam es auch, am nächsten Tag lag der Balken in der
Abbundanlage und wurde zugeschnitten, meine Aufgabe bestand nun darin, die
Löcher zu bohren, in die die Gewindestangen kommen und die Zu- und Abläufe für
den Spezialharz. Das hat auch alles ziemlich gut und schnell geklappt und ich
konnte noch vor dem Mittag alle Teile zusammen setzen und den
Zweikomponentenleim mit einer extra dafür vorgesehenen Kartuschenpresse
eindrücken.
Das Ergebnis spricht Bände, eine saubere und wirklich elegante
Lösung.
Am Mittwoch Nachmittag haben wir das Dach noch einmal
probeweise gerichtet um zu sehen, wie gut die Verbindungen und eventuelle
Maßtoleranzen zu sehen.
Nachdem wir das Dach gerichtet haben, hab ich mehrere
Messungen vorgenommen und sie mit Christian im CAD kontrolliert und erst war
ich verwirrt, weil es 12cm zu sein schien. Dann ist mir aber aufgefallen, dass
Christian auf einen falschen Punkt geklickt hatte und dann konnte ich meinen
Augen nicht trauen, bis auf den Millimeter genau hat es gepasst. Von der
Planung über die Fertigung der Hölzer und das Richten war nicht ein Millimeter
drin, das ist bemerkenswert. In diesem Land in dieser Qualität abzuliefern,
echt respektabel, da musste ich schon mal ein kleines Freudentänzchen in Christians
Büro aufführen!
Danach wieder alles zurückgebaut, letzte kleine nacharbeiten
gemacht und dann für morgen schon mal alles bereit gelegt ging es in den
Feierabend.
Nur noch einer von uns sollte morgen kommen und die
Restarbeiten machen und die anderen wollten noch die letzten Erledigungen
machen und alles zusammen packen. Da die anderen Jungs ja alle schon länger
gearbeitet hatten und ich das Geld gut gebrauchen kann, bin ich nochmal
gekommen. Hier und da gab es noch etwas zu tun und als die drei um 11 kamen,
musste das Auto noch geladen werden, der Hänger mit allen Hölzern war schon so
weit, es galt nur noch das Werkzeug zu laden und ich musste mit Christian
zusammen noch eine Halterung für seine Anhängerkupplung bauen.
TÜV und dergleichen gibt es hier nicht, da kann man auch
einfach mal selber Hand anlegen, das juckt keinen. Hauptsache es hält!
Nach einer drei stündigen Fahrt, bei der wir ständig Angst
darum hatten, dass sämtliche Dosen und Gläser, die wir gekauft hatten, in alle
Einzelteile zerfallen sind, sind wir auf der Lodge angekommen. Wir haben uns
natürlich erstmal rumführen lassen und waren ziemlich verwirrt, in welcher Art
und Weise die ganzen Apartments gebaut werden.
Es ist eine
Stahlständerkonstruktion, und alle Dächer sind von Christian aus gebogenen
Trägern. Was so schon mehr wie eine Kissenlandschaft in der Wüste wirkt, wird
von den Füllungen in den Wänden nur noch getoppt. Was hat man in Afrika ohne
Ende und kann nur schlecht als Baumaterial genutzt werden? Richtig: Sand!
Der Sand wird in Säcke gefüllt und dient zwischen den
Ständern als Füllung für die Wände. So einfach sich das anhört, so genial ist
es auch. Danach wird ein Drahtgewebe aufgezogen und verputzt, so hält alles
zusammen.
Die ersten fertigen Apartments konnten wir schon besichtigen
und es ist eine atemberaubende Aussicht mit Pool und allem Komfort, den man
sich nur wünschen kann. Das Highlight ist für mich die Toilette, die genau vor
einer riesen Glasfront mit Blick auf die Wüste angeordnet ist, dieses Geschäft
wird man wohl niemals vergessen.
Untergekommen sind wir im Lager für die Angestellten, eine
probeweise aufgebaute kleine Siedlung etwas entfernt von der Lodge. Die Häuser
sind in der selben Art gebaut um vorherige Ungereimtheiten auszumerzen, etwas
spartanisch, aber völlig ausreichend!
Abends kamen all die Arbeiter von der Baustelle zu uns und
es wurde wie immer gebraait. Alle warfen ihre Sachen zusammen und es wurde ein
wahres Festmahl serviert. Hauptsächlich natürlich Fleisch, es war eine reine
Männersiedlung und so sah das Buffet danach auch aus. Dass der Mieliepap, ein
Gericht aus Maismehl, was wie Kartoffelbrei einfach immer dazu gegessen wird,
nicht noch mit Speck oder so war, war das einzige. Gesellig ging der Tag zu
Ende und wir freuten uns alle auf die Aufgabe, die uns am nächsten Tag erwarten
sollte.
Wir standen früh auf, weil wir schon gegen Mittag fertig
sein wollten. Nach einem schnellen Frühstück ging es ab vor die Lodge und wir
fingen an unser mitgebrachtes Gerüst aufzubauen. Man mag es kaum glauben, aber
wir hatten wirklich eins dabei!
Die Teile des Daches flogen nur so aneinander, es hat
wirklich alles unglaublich gut gepasst und nach etwas mehr als 4 Stunden stand
das wunderschöne Dach und krönte damit unser Kapitel Arbeit in Namibia.
Viele von den Arbeitern, die an den anderen Häusern
arbeiteten, blieben stehen und bewunderten unser Werk, es ist auch wirklich
etwas, was man nicht alle Tage sieht und auch für uns war es ein sehr
besonderer Moment. Ein solches Werk als Spur in diesem Land hinterlassen zu haben
ist doch schon etwas besonderes und man blickt gerne darauf zurück.
Nachdem wir unser Werkzeug und alles wieder geladen hatten,
fuhren wir mit Christians und unserem Auto in die Dünen. Man versucht eigentlich immer so lange wie möglich zu fahren, ohne die Luft aus den Reifen lassen zu müssen, aber wenn es nicht mehr weiter geht muss es sein, und man mag kaum glauben, wie groß der Unterschied ist, wenn man das gemacht hat!
Es war einfach nur herrlich, ein Tag wie aus dem Bilderbuch. Die Aussichten, die Action da durch zu fahren, es war genial und der Tag war noch nicht zu Ende. Als krönenden Abschluss pumpten wir unsere Reifen wieder auf und fuhren zu der Ecke, wo die Arbeiter immer den Sand für die Säcke holen. Dort packten wir ein paar Bier aus und durften alle mal mit Christians Pistole ein bisschen auf leere Dosen schießen. Ihr könnt euch ja vorstelle, wie wir gefeiert haben, aber guckt es euch doch einfach selber an!
Das ist wirklich einer dieser Tage gewesen, den man in seinem Leben niemals vergessen wird. Die Sonne ist langsam über den Hügeln untergegangen und wir sind einfach stehen geblieben, haben die Musik voll aufgedreht und den Moment genossen. Solche Momente kann man nicht mit der Kamera einfangen, es geht heutzutage viel zu oft darum, das perfekte Bild zu schießen und möglichst viele Reaktionen dafür zu bekommen, anstatt einfach mal alles beiseite zu legen und den Moment wirklich zu erleben und zu genießen!
Ein wirklich rundum gelungener Tag als wirklich genialer Abschluss für unsere Arbeitszeit. Auch wenn es manchmal nicht so einfach war, werde ich trotzdem immer mit einem Lächeln auf diese Zeit zurückblicken, es war eine tolle Erfahrung, aber wir freuten uns alle nun auf die Reise und was uns da alles noch erwarten würde.